Juli 2015
Liebe Freunde vom Kinderhaus ADDIS!
Sie haben länger nichts von uns gehört, und das hat Gründe, die wir Ihnen jetzt mitteilen möchten. In unserem Infobrief vom August 2014 haben wir Sie darüber informiert, dass der Spendenbeitrag um 60% erhöht werden müsse, und zwar von 120 € auf 192 € pro Jahr pro Kind. Wie berichtet, wurde uns das einigermaßen nachvollziehbar vorgerechnet und mit amtlichen Vorschriften begründet.
Im September 2014 erhielten wir dann von unserer Partnerorganisation AHISDO eine „Child Distance Sponsorship Program Policy & Guideline“, also einen Leitfaden mit Richtlinien für das Sponsoring Programm für Kinder in Äthiopien. Daraus erfuhren wir, wie die 192 € verteilt werden sollten: 50 % des Geldes sollte auf ein Bankkonto auf den Namen des Kindes und seiner Eltern eingezahlt werden. Mit 18 Jahren bzw. wenn das Kind aus dem Sponsoring Programm ausscheidet, sollte das Geld dem Kind ausgezahlt werden – zur freien Verfügung.
Diese Nachricht hat uns alarmiert, denn diese Entscheidungen hat AHISDO getroffen, ohne uns vorher zu informieren und um unsere Meinung zu fragen. Und vor allem, sie entsprechen nicht unserer Vereinssatzung und unseren Vorstellungen, wie man Kindern in Äthiopien eine Chance für ein besseres Leben vermitteln kann. Unsere Spenden sollen grundsätzlich den Kindern als genau definierte Sachleistung für Bildung und Ausbildung zur Verfügung gestellt werden. Und last but not least sind 50% von 192 € weniger als wir zuletzt für „unsere“ Kinder bezahlt haben, nämlich nur noch 96 €. Da konnte nun wirklich etwas nicht mehr stimmen!
Umgehend haben wir bei unserer Partner-organisation AHISDO Einspruch erhoben und um einen schriftlichen Beleg des „Addis Ababa Bureau of Women, Youth and Children Affairs“ gebeten, aus dem hervorgeht, dass ein Mindest-Spendenbeitrag in Höhe von 400 Birr (16 €) pro Kind pro Monat gesetzlich vorgeschrieben sei. Darüber haben wir ausführlich auf unserem Äthiopischen Abend am 25. Oktober 2014 berichtet und mit unseren Spendern und Paten diskutiert. Man hat uns ermutigt, nicht aufzugeben und gründlich zu recherchieren.
Im Dezember 2014 haben wir AHISDO ein Ultimatum gestellt, dass wir unsere Zusammenarbeit unter diesen Bedingungen zum Ende des Jahres 2014 einstellen werden. Darüber hinaus haben wir unsere langjährige Partnerin, Dr. Jember Teferra, gebeten, bei der Aufklärung zu helfen.
Das ist auch geschehen! Sie hat ermittelt, dass es tatsächlich keine gesetzliche Vorschrift für einen Mindest-Spendenbeitrag in Höhe von 400 Birr pro Kind pro Monat gibt. Dieser Betrag sei in einer Diskussion mit NGO´s in Äthiopien erwähnt worden – als Idee, aber nicht als offizielle Vorschrift. Der inzwischen abgesetzte AHISDO-Manager hat diese Idee leider sofort in die Tat umgesetzt und dadurch viel Ärger verursacht.
Zurück zum bisherigen System
Nach langen Gesprächen hat das „Addis Ababa Bureau of Women, Youth and Children Affairs“ zugestimmt, dass AHISDO wieder zum ursprünglichen „Sponsorship - System“ zurückkehren kann. Denn: Der neue Leit-faden war der Behörde offiziell vorgelegt und von dieser für gut befunden worden.
An diesem Punkt sind wir nun nach monatelangen Verhandlungen und Wartezeiten angekommen: Es gibt zwei neue AHISDO-Manager, die inzwischen mit den Eltern gesprochen und ihnen die Fehler der Vergangenheit erklärt haben, nämlich dass die Bankkonten wieder geschlossen werden, das gesparte Geld jetzt auf einem Sonderkonto eingezahlt wurde und künftig alle notwenigen Sachleistungen für die Ausbildung ihrer Kinder von AHISDO in Zusammenarbeit mit den Spendern geleistet werden.
Angesichts dieser Ereignisse haben wir uns entschlossen, im Oktober 2015 erneut nach Addis zu reisen (wie immer auf eigene Kosten), um mit eigenen Augen zu prüfen, ob die jetzt gegebenen Versprechungen auch umgesetzt werden. Wir: Das sind unsere 2. Vorsitzende Zewdenesh Hebben, unsere neue Schatzmeisterin Ursula Kriete und die Verantwortliche für PR und Koordination, Heide Streich. Vorher werden wir für das kommende Schuljahr kein Geld überweisen. Wir werden Ihnen danach berichten – auch über die angemessene Höhe des Spendenbeitrages.
Es tut uns natürlich leid, dass es diese Unstimmigkeiten mit unserer Partner-organisation gibt, aber wir wollen immer ehrlich berichten, um das Vertrauen, dass Sie uns bisher geschenkt haben, nicht zu enttäuschen. Wir machen uns Sorgen, wollen aber nichts unversucht lassen, im Interesse „unserer“ Kinder. Deshalb werden wir nach ausführlichen Gesprächen in Addis Abeba mit Dr. Jember Teferra und den Mitarbeitern von AHISDO im Oktober über die Zukunft unseres Engagements entscheiden und Sie umgehend informieren.
Dankeschön für Ihr anhaltendes Vertrauen und Ihre Treue. Bleiben Sie uns gewogen!